DRK-Studie: Übergriffe gehören zum Alltag im Rettungsdienst
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) legt eine aktuelle Studie über die Gewalt gegen Rettungskräfte vor, in der die Angaben von 425 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Rettungsdienst ausgewertet worden sind. Die Ergebnisse sind erschreckend: In einem Zeitraum von 12 Monaten hat jeder der Befragten während des Einsatzes mindestens einmal eine Form von Gewaltanwendung erfahren. Verbale Übergriffe kommen am häufigsten vor. 40,3 Prozent des Personals sind ausschließlich von verbaler Gewalt betroffen, etwa ein Drittel beschreibt sowohl verbale als auch körperliche Übergriffe. Ausschließlich tätliche Übergriffe werden von 14,1 Prozent genannt. Verbale Gewalt wie Beleidigungen und Beschimpfungen kommen bei fast jedem Fünften (18,4 Prozent) sogar mindestens ein- bis zweimal pro Woche vor. Die Täter sind in drei Viertel aller Fälle die Patienten selbst.
(03/2021)
"Die Ergebnisse der Studie sind natürlich besorgniserregend und erschreckend gleichermaßen. Wir erleben bereits seit Jahren eine Zunahme der Gewalt gegen Rettungskräfte. Daher legen wir bei der Ausbildung in unserer Rettungsschule Niedersachsen schon seit mehreren Jahren großen Wert darauf, die Einsatzkräfte auch auf solche Situationen vorzubereiten und gezielt zu schulen", erklärt der Vorstandsvorsitzende des DRK-Landesverbandes Niedersachsen Dr. Ralf Selbach. Er unterstützt ausdrücklich auch die Forderung von DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt, die Straftäter konsequent zu bestrafen.
Die häufigste Form verbaler Übergriffe waren laut der DRK-Studie Beschimpfungen und Beleidigungen (91,1 Prozent), gefolgt von der Androhung von Gewalt (55,3 Prozent bei Mehrfachnennung). Die häufigsten Gewaltanwendungen spielten sich mit 52 Prozent im innerstädtischen Bereich ab, gefolgt von sozialen Brennpunkten. An dritter Stelle kommen bürgerliche Wohngegenden und Großveranstaltungen. Die häufigste Form bei den tätlichen Übergriffen sind Schlagen und Treten (32,7 Prozent) gleichauf mit Schubsen (31,5 Prozent). Weitere Erkenntnis der Studie: "Wenn es um die Ursachen der Gewalt im Rettungsdienst geht, ist seitens der Patienten in zunehmendem Maße ein teilweise überzogener Anspruch gegenüber dem Rettungspersonal festzustellen. Ein Anspruchsdenken hat es zwar schon immer gegeben, aber es wurde nicht versucht, dieses mit Gewalt durchzusetzen", sagt DRK-Bundesarzt Prof. Dr. Peter Sefrin, der Leiter der Studie.
Bei der nicht repräsentativen Studie wurden insgesamt 425 Fragebogen von Notfallsanitätern, Rettungsassistenten, Rettungssanitätern und weiteren Rettungsdienstmitarbeitenden ausgewertet. Die Daten wurden von August bis November 2019 erhoben. Die Studie ist in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Der Notarzt" erschienen: https://eref.thieme.de/B6C7I.