Dreikönigstagung der DRK-Rettungsschule Niedersachsen: Telemedizin kann den Rettungsdienst entlasten
Am 10. und 11. Januar findet in Goslar unter dem Titel „Notfallpatient: Rettungsdienst“ die traditionelle Dreikönigstagung der DRK-Rettungsschule Niedersachsen statt. Rund 120 Fachleute – unter anderem aus Ministerien, Behörden und Verbänden – sowie Vertreterinnen und Vertreter der DRK-Rettungsdienste diskutieren im Rahmen der Tagung Lösungsansätze für aktuelle Herausforderungen rund um die Notfallrettung und die Notwendigkeit von Reformen.
(02/2024)
"Der Titel unserer diesjährigen Dreikönigstagung ist Programm: Der Rettungsdienst befindet sich am Limit und wir müssen gemeinsam mit allen Beteiligten Lösungen finden", sagt Dr. Ralf Selbach, Vorstandsvorsitzender des DRK-Landesverbandes Niedersachsen. Zu den aktuellen Herausforderungen zählt er unter anderem die hohe Erwartungshaltung in der Bevölkerung bei fehlendem Personal, das wachsende Aggressionspotential bei Einsätzen, eine Zunahme an gesetzlichen Regularien, überforderte Notaufnahmen und ein kaum erreichbarer kassenärztlicher Bereitschaftsdienst. "Die Hochwasserlage in den vergangenen Wochen hat außerdem einmal mehr überdeutlich gezeigt, wie wichtig eine enge Verknüpfung zwischen dem vorwiegend hauptamtlichen Rettungsdienst und dem größtenteils ehrenamtlichen Katastrophenschutz ist. Um langfristig in beiden Bereichen einsatzfähig zu bleiben, müssen der Regelrettungsdienst, der erweiterte Rettungsdienst sowie der Katastrophenschutz gemeinsam gedacht und weiterentwickelt werden", führt Selbach weiter aus.
Ähnlich wie Dr. Selbach sieht auch Stephan Manke, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport, eine Lösung in der Telemedizin: "Dass wir heute hier in Goslar zusammenkommen, ist auch aus einem ganz besonderen Grund interessant. Denn bereits seit 2021 wird im Landkreis Goslar das niedersächsische Pilotprojekt zur Telenotfallmedizin im Rettungsdienst durchgeführt, bevor es mittlerweile auch auf weitere Landkreise ausgeweitet wurde. Gerade in Zeiten des demografischen Wandels bietet der Telenotarzt eine Chance, die Digitalisierung zu nutzen und dem Personalmangel im notärztlichen Bereich zu begegnen. Dabei sind wir technisch auch noch nicht am Ende der Fahnenstange angelangt. Wir werden Patientinnen und Patienten künftig noch schneller ärztlich versorgen und die Notärzte in unserem Land entlasten können. Deshalb bin ich froh, dass wir im Haushalt 2024 eine Anschubfinanzierung veranschlagen konnten, um die landesweite Einführung der Telenotfallmedizin im Rettungsdienst voranzutreiben."
Über die Zukunft der Ausbildung im Rettungsdienst sagt Deniz Böhmelt, stellvertretende Schulleiterin der DRK-Rettungsschule Niedersachsen: "Vielfältige Herausforderungen prägen den deutschen Rettungsdienst, wie die bei unserer Tagung diskutierten Problematiken des Fachkräftemangels, der Klinikspezialisierung, des demografischen Wandels, der Mitarbeiterzufriedenheit und überlasteter Notaufnahmen zeigen. Ein Lösungsansatz ist aus meiner Sicht die weitere Stärkung des Berufsbilds des Notfallsanitäters, der durch die dreijährige Ausbildung bereits über vielfältige Kompetenzen und Kenntnisse verfügt, die noch gezielter zum Einsatz kommen sollten. Fachexpertise und Kompetenzprofil zwischen Notärzten und Notfallsanitätern wurde über die zunehmende Professionalisierung verkleinert, deshalb gilt es jetzt, den eigenständigen beruflichen Ansatz weiter zu fördern. Dem entgegen soll nicht der gezielte Einsatz einer direkten oder indirekten notärztlichen Kompetenz in der Versorgungskette stehen, wie z.B. der Einsatz der Telenotfallmedizin. Die DRK-Rettungsschule Niedersachsen begrüßt jegliche Möglichkeiten, die Kompetenzbereiche unserer Auszubildenden zu stärken."
Zu den weiteren Themen der Tagung zählen die Weiterentwicklung der Notfallrettung und des qualifizierten Krankentransportes sowie notwendige Reformen. Darüber sprachen am ersten Veranstaltungstag unter anderem vom Niedersächsischen Innenministerium Maren Bartels, aus Sicht des Niedersächsischen Landkreistages der Geschäftsführer Dr. Joachim Schwind sowie der Vorsitzende des niedersächsischen Landesausschusses Rettungsdienst, Bernd Gerberding. Am zweiten Tag der Tagung werden die Ergebnisse verschiedener Projekte vorgestellt, die der Landesausschuss Rettungsdienst in den vergangenen Jahren initiiert hat.